Anbau

Steilförderer im Werk Rain. FOTO: Gries
Biorübenkampagne 2023
Biorüben-Erträge brechen Rekorde
Entwicklung auf dem Biozuckermarkt weiter verhalten
Von Caroline Gries und Tim Range, Südzucker AG, Zucker Division
Eine Vegetationsperiode mit extremen Wetterereignissen liegt hinter uns: verspätete Aussaat durch anhaltende Niederschläge im Frühjahr, Frühsommertrockenheit, im Spätsommer dann hohe Niederschläge mit regionalen Unwettern und Hagelschäden sowie ein warmer sonniger September.
So startete mit guten Rode- und Anfuhrbedingungen Mitte September die Biorübenkampagne in Rain am Lech.
Biorüben-Erträge auf hohem Niveau
Nachdem sich die Aussaat in nahezu allen Regionen durch hohe Niederschlagsmengen im Frühjahr über einen sehr langen Zeitraum bis in den Mai hineingezogen hatte und im Anschluss die Frühsommertrockenheit den Rüben zu schaffen machte, ließen die Niederschläge im Juli und August die Zuckerrüben ordentlich wachsen. In der Folge sind überdurchschnittliche Rübenerträge in nahezu allen Regionen zu verzeichnen. Zu Redaktionsschluss Ende September war die Biorübenkampagne noch in vollem Gange, aber der Trend ganz deutlich - hohe Rübenerträge bei eher unterdurchschnittlichen Zuckergehalten.
Spitzenreiter in diesem Jahr beim Rübenertrag wird die Region rund um Rain sowie die Wetterau sein. In der Anbauregion rund um das Werk Rain wird ein Ertrag von deutlich über 70 t/ha erwartet. Auch wenn der Zuckergehalt mit aktuell 15,4 % weit unterdurchschnittlich ist, wird ein theoretischer Zuckerertrag über 11 t/ha erwartet. Sehr gute Erträge erreichten auch die Anbauer der Wetterau, die zum Werkseinzugsgebiet von Wabern gehören, mit durchschnittlich 63 t/ha.
Auch die Rübenanbauer in der Region rund um Ochsenfurt können in diesem Jahr aufatmen – aus aktueller Sicht werden rund 60 t/ha erzielt bei einem Zuckergehalt von 16,5 %. Daraus ergibt sich ein theoretischer Zuckerertrag, der nahe 10 t/ha und damit deutlich über den Vorjahresergebnissen liegt, die von extremer Trockenheit gekennzeichnet waren. Bemerkenswert ist, dass in fast allen Regionen einzelne Anbauer Biorübenerträge von 70 bis 80 t/ha erzielt haben, teilweise sogar noch darüber.
Zuckergehalte niedrig
Insgesamt sind die Zuckergehalte vor allem auf Grund der hohen Niederschläge im Spätsommer und dem damit verbundenen schnellen Wachstum der Rüben unterdurchschnittlich. Lediglich in der Region rund um Zeitz, die für hohe Zuckergehalte bekannt ist, werden auch in diesem Jahr wieder gute Zuckergehalt erreicht. Aktuell liegt der Zuckergehalt bei Lieferungen aus der Region Zeitz bei durchschnittlich 17,7 %. Auch die Erträge in der Region mit derzeit 60 t/ha sind überdurchschnittlich, sodass voraussichtlich ein theoretischer Zuckerertrag von nahezu 11 t/ha erzielt wird.
SBR-Symptome auch in Biorübenbeständen
Leider zeigen sich gerade in der Region rund um Offenau und im südlichen Einzugsgebiet von Ochsenfurt auch bei Biorüben SBR Symptome: gelbe Blätter, braune Leitbündel und in diesem Jahr gummiartige Rüben. Aber trotz der negativen Auswirkungen, die mit SBR einhergehen, sind die Ernteergebnisse bei den meisten Anbauern in den betroffenen Region in einem guten durchschnittlichen Bereich.
Vorläufige Ernteergebnisse Biorüben 2023 (Stand: Ende September). Grafik: SZ
Hackmaßnahmen regional eine Herausforderung
Die Bedingungen zur Unkrautbekämpfung waren in diesem Jahr sehr unterschiedlich. Anbauer, die ein frühes Zeitfenster für die Zuckerrübenaussaat nutzen konnten, waren bei der Unkrautbekämpfung mit schwierigen, nassen Witterungsbedingungen konfrontiert. Gerade Betriebe, die einen Hackroboter einsetzen wollten und weniger Handarbeitskräfte zur Verfügung hatten, gerieten in Bedrängnis. Teilweise hatte dies zur Folge, dass vereinzelt Schläge nicht geerntet werden konnten.
Bei verspäteter Aussaat Ende April/Anfang Mai waren zumindest die anschließend trockenen Witterungsbedingungen für Hackmaßnahmen positiv.
Abzüge auf niedrigem Niveau
Insgesamt hatte die überwiegende Zahl der Betriebe die Unkrautbekämpfung auch in diesem Jahr wieder gut unter Kontrolle, sodass nach der Abreinigung durch das Ladegerät selten größere Mengen an Unkraut in der Lieferung verblieben. Nach aktuellem Stand musste lediglich bei weniger als 3 % der Lieferungen die Reinigungspauschale einbehalten werden, weil der verbleibende Unkrautdeckungsgrad in der Lieferung 20 % überschritten hatte. Dies sind nach aktuellem Stand nur rund 30 Lieferungen mehr als in der Biokampagne 2022.
Inflation hat Auswirkung auf das Einkaufsverhalten
Die Marktlage für Biozucker hat sich leider gegenüber dem Bericht in der März Ausgabe der dzz nicht verändert. Nach wie vor hat die Inflation starke Auswirkungen auf das Einkaufsverhalten der Bevölkerung und den Biomarkt. Es zeigt sich eine klare Veränderung im Einkaufsverhalten.
Während Hofläden, Direktvermarkter und der Naturkosthandel mit Umsatzrückgängen kämpfen, stieg der Umsatz bei Bioprodukten im Lebensmitteleinzelhandel. Dies verdeutlicht, dass einige Konsumenten ihren Einkauf von Biolebensmitteln auch in schwierigen Zeiten fortsetzen, jedoch auf den günstigeren Lebensmitteleinzelhandel ausweichen.
Verschiebung der Nachfrage wirkt sich auf die Preise aus
Diese Entwicklung hat auch einen entsprechenden Einfluss auf die Preise. Die Inflation führt dazu, dass Konsumenten beim Einkauf der Lebensmittel sparen. Daraus resultiert, dass die Nachfrage bei teuren Bio-Lebensmittel zurückgeht und bei günstigeren (Bio-)Lebensmitteln steigt. Diese Versschiebung der Nachfrage hat den Effekt, dass Preise konventioneller Lebensmittel über die inflationsbedingte Kostensteigerung weiter ansteigen können und Bio-Lebensmittel bei Preissteigerungen deutlich begrenzt sind. Deutlich zeigt sich dies bei Milchprodukten, aber noch deutlicher ist die Situation beim Zucker – der Preis von konventionellem Zucker hat sich seit 2021 mehr als verdoppelt, während sich der Preis für Biozucker nach wie vor stabil zeigt.
Anbauflächen in der EU sinken
Durch die anhaltende Krise im Bio-Sektor wurde die Anbaufläche der Bio-Zuckerrüben vielerorts reduziert, sodass im Jahr 2023 in Europa vermutlich trotz höherer Erträge im Vergleich zum Vorjahr weniger Bio-Rübenzucker produziert wird. Diese Mengenreduktion beim Bio-Rübenzucker wird aber vermutlich keinen großen Effekt auf Angebot und Nachfrage haben, da auch weiterhin der Bio- Rohrzucker in Europa vorherrschend ist (ca. 70 % des in Europa verarbeiteten und konsumierten Bio-Zuckers).

Caroline Gries, Südzucker AG, Zucker Division
