Anbau

Neue Züchtungstechniken

Chancen nutzen!

Baustein für die Erreichung der Pflanzenschutzmittel-Reduktionsziele ohne Ertrags- und Qualitätseinbußen

FOTO: Gettyimages

Neue Züchtungstechniken

Chancen nutzen!

Baustein für die Erreichung der Pflanzenschutzmittel-Reduktionsziele ohne Ertrags- und Qualitätseinbußen

Von Johann Meierhöfer, Deutscher Bauernverband

Im Sommer 2023 hat die EU-Kommission den lange erwarteten Vorschlag zu einer Deregulierung der sogenannten Neuen Züchtungsmethoden (auf Englisch New Breeding Techniques und im Folgenden NBTs genannt) vorgelegt. Inzwischen hat die Debatte auch in der Öffentlichkeit und in Fachkreisen Fahrt aufgenommen, dabei tauchen bedauerlicherweise die aus der Debatte um die „alte Gentechnik“ bekannten Positionen wie Untote wieder auf.

Gezieltere Züchtung möglich

Dabei liegen die Vorteile der Genomeditierung durch die deutliche Beschleunigung des Züchtungsprozesses und der damit möglichen schnellen Verbesserung alter Landsorten oder der Domestizierung stressresistenter Wildpflanzen doch auf der Hand. Die Hauptanwendungsbereiche sind in der Verbesserung agronomischer Eigenschaften (Ertrag, Wachstumseigenschaften), einer verbesserten Nahrungs- und Futtermittelqualität und nicht zuletzt einer verbesserten Krankheitsresistenz zu sehen.

Auch für den Ökolandbau ergäben sich hier im Übrigen neue Möglichkeiten, da mit gesünderen und vor allem gegen Pilzerreger resistenteren Pflanzen die Erträge und damit auch die Flächeneffizienz deutlich ansteigen könnten. Gerade vor dem Hintergrund des Green Deals und der Farm-to-Fork-Strategie ist die Züchtung resistenter Sorten aber für alle Produktionsrichtungen ein wichtiger Baustein, um die Pflanzenschutzmittelreduktionsziele ohne oder mit deutlich weniger Ertrags- und Qualitätseinbußen zu erreichen.

Gleichwohl sind die neuen Züchtungsmethoden keine Universallösung und können nicht die Weiterentwicklung und Optimierung der Anbausysteme ersetzen. Auch ist es ein Trugschluss zu glauben, dass erfolgreiche Züchtung zukünftig nur noch im Labor stattfindet. Die Genomeditierung erweitert jedoch den Werkzeugkasten der Pflanzenzüchtung und hat, unter den richtigen Rahmenbedingungen, großes Potential, bei der Erreichung der Farm-to-Fork-Strategieziele einen wichtigen Beitrag zu leisten.

Positiv zu bewerten ist die im Kommissionsentwurf vorgesehene Datenbank zum Status einer Pflanze als NGT-Pflanze bzw. -Sorte.

Transparenz ist wichtig

Ein ähnliches System ist im Ökolandbau seit Jahrzehnten erfolgreich im Einsatz. Dort werden in der zentanzusehen. Diesbezüglich gibt es in der EU momentan eine widersprüchliche Situation. So sind zwar keine direkten Patente auf Sorten möglich, das Europäische Patentamt erteilt jedoch munter Patente auf im Labor entstandene Genabschnitte, sogenannte Traits.

Damit werden quasi durch die Hintertür durchaus Sorten, in denen die patentierten Traits vorkommen, mit dem Patentschutz belegt. Besonders fragwürdig ist dies auch deshalb, weil ein Merkmal der Neuen Züchtungsmelich sei. Die Einen, weil sie damit glauben, die NBTs im Grundsatz verhindern zu können, die Anderen, weil sie um ihr äußerst einträgliches Geschäftsmodell fürchten. Die von einigen Züchtern vorgebrachte Begründung, dass nur durch Patente das geistige Eigentum entsprechend geschützt werden könne, entbehrt dabei allerdings jedweder Substanz.

Die vielfältige europäische Züchterlandschaft zeigt doch deutlich, dass Innovation sich bisher auch mehr als ausreichend gelohnt haben muss. Und gerade weil die NBTs im Züchtungsprozess durchaus Einsparpotentiale für KMU bieten, ist es notwendig, dass diese Einsparungen nicht von den immensen Kosten für die Erlangung und Durchsetzung von Patenten bzw. der Abwehr von Verletzungsvorwürfen zunichte gemacht werden.

Fazit

Die Neuen Züchtungsmethoden können bei der Bewältigung der anstehenden Herausforderungen ein wichtiger Baustein sein. Damit sie auch in Deutschland und Europa genutzt werden können, braucht es aber eine breite Unterstützung durch die ganze Branche hindurch. Dabei gilt es, die Belange aller Beteiligten ausreichend zu berücksichtigen und Partikularinteressen hintenanzustellen.


Johann Meierhöfer, Deutscher Bauernverband