Anbau

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Termin hängt von vielen Faktoren ab

Kampagnestart 2023

In den meisten Werken begann die Verarbeitung später als in den Vorjahren

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Termin hängt von vielen Faktoren ab

Kampagnestart 2023

In den meisten Werken begann die Verarbeitung später als in den Vorjahren

von Dr. Gerald Corell, Südzucker AG Spätestens ab August wird immer öfter die Frage gestellt: „Wann beginnt die Kampagne dieses Jahr?“ Dabei haben alle Fragesteller, ob Anbauer, Verantwortliche der Transportgruppen oder Mitarbeiter in der Zuckerfabriken ein berechtigtes Interesse an diesem Termin, ist er doch ein wichtiger Fixpunkt für die Planungen. Manche fragen sich auch, wie wird der Kampagnestart festgelegt und von wem?

Festlegung Kampagnebeginn

Offiziell wird der Kampagnebeginn zwischen dem VSZ mit seinen Landesverbänden und Südzucker in der Kampagnebesprechung festgelegt. Diese Besprechung fand dieses Jahr am 5. September statt. Doch bereits im Vorfeld wird zwischen den Landesverbänden und Südzucker der Starttermin für die Kampagne abgesprochen. Mindestens genauso vielfältig wie die Gründe für das Interesse am Kampagnestart sind die Faktoren, die diesen beeinflussen. Hier gilt es zu beachten, welche Erträge und damit welche Kampagnelängen werden erwartet, wieviel Zucker ist noch in den Silos, wann ist das Werk technisch betriebsbereit, wie lange dauert die Dicksaftkampagne usw. Letztes Jahr kam noch drängend die Einschätzung hinzu, wann ist ein Gasmangel zu erwarten. Zumindest der letzte Punkt spielt dieses Jahr keine Rolle. Die Experten gehen davon aus, dass ausreichend Gas zur Verfügung steht. Der Preis hierfür ist jedoch deutlich höher als vor dem Ukraine-Krieg.

Späte Saat

Hinsichtlich Ernteerwartung war 2023 ein ganz besonderes Jahr. Einem nassen Frühjahr mit verspäteter Saat und langsamer Jugendentwicklung folgte Trockenheit von Mitte Mai bis Ende Juli. Zu dieser Zeit waren viele Stimme zu hören, die für einen sehr späten Kampagnestart plädierten. Die durch die späte Saat verloren gegangene Vegetationszeit sollte dadurch wieder aufgeholt werden. Dann kam der Regen ab Ende Juli und die Ertragserwartungen und damit die prognostizierten Kampagnelängen sind auch auf Grund der Proberodungsergebnisse deutlich angestiegen. Mit der Zunahme von Rüben kamen Überlegungen auf, die Kampagne doch früher zu starten. Wer sich den Zuckergehalt in den Proberodungen im August näher angesehen hat, musste feststellen, dass dieser auf niedrigem Niveau verharrte. Dies hat wieder den Wunsch nach einem späten Kampagnestart gestärkt, um den Rüben doch noch etwas Zeit zu geben, damit sie Zucker einlagern können.

Rübenerträge über, Zuckergehalt unter Durchschnitt

Als dann Anfang September viele Schläge in Offenau, Offstein und Ochsenfurt innerhalb von wenigen Tagen deutliche SBR-Symptome aufwiesen und die Rüben neben der Gelbfärbung zum Teil auch Welkeerscheinungen zeigten und sich zu „Gummirüben“ wandelten, wäre aus Rübensicht in diesen Werken ein möglichst früher Kampagnebeginn wünschenswert gewesen. Nun hängt der Kampagnestart, wie eingangs erwähnt, nicht nur von der Situation der Rüben ab. Ziel von Südzucker ist es, dass Werke möglichst frühzeitig für die Kampagne bereit sind. Gerade in diesem Jahr war dies nicht einfach, da zum einen in einigen Werken größere Instandhaltungs-, aber auch Umbaumaßnahmen durchgeführt werden mussten.

Jedes Werk hat seine Besonderheiten

In Wabern und Zeitz war auf Grund der zugehörigen Anbaufläche die Kampagne auch die letzten Jahren schon lange. Da in beiden Werken die Trockenheit im Mai und Juni nicht so stark ausgeprägt war als im restlichen Gebiet, zeichnete sich früh ab, dass dort eine überdurchschnittliche Rübenmenge zu erwarten ist. Daher wurde mit den jeweiligen Landesverbänden als Termin für den Beginn der Rübenverarbeitung der 12. September festgelegt. Zeitz ist direkt von der Dicksaftkampagne in die normale Rübenkampagne gestartet. In Wabern hatte es die Technik trotz vieler Baumaßnahmen und zwei Bränden vor der Kampagne geschafft, dass Werk rechtzeitig zum anvisierten Termin startklar zu machen. Im Anfahrbetrieb gab dann jedoch ein Problem im Bereich der elektronischen Steuerung, so dass sich der Verarbeitungsstart auf den 16. September verschob. An diesem Tag hat auch die Verarbeitung der Biorüben in Rain begonnen. Gerade in Bayern sah es lange so aus, als dass die Erträge deutlich unter dem Schnitt der letzten Jahre liegen würden. Daher wurde auch keine Notwendigkeit für einen frühen Kampagnestart gesehen. Außerdem wurden gerade die Biorüben in viele Fällen spät gesät und man war froh, dass die Biokampagne nicht früher startete. Hinzu kam, dass in Rain neben dem Neubau der Loseverladung viele Instandhaltungsmaßnahmen durchgeführt werden mussten, so dass auch das Werk nicht früher kampagnebereit war. Plattling startete etwas zeitversetzt am 22. September.

In Ochsenfurt, Offenau und Offstein war die Überlegung am 4. Oktober zu starten. In Offstein zeichnet sich schon früh ab, dass überdurchschnittliche Erträge zu erwarten sein werden. Daher wurde hier der Kampagnestart auf den 25. September vorgezogen. In Offenau war ein Vorzeihen nicht möglich. Hier wurden Umbaumaßnahmen in der Verdampferstation von einer Fremdfirma durchgeführt. Diese Arbeiten verzögerten sich auf Grund von Lieferverzögerungen bei den benötigten Bauteile und Personalmangel der Fremdfirma. Daher musste es hier beim 4. Oktober bleiben. Auch in Ochsenfurt blieb es beim 4. Oktober. Grund hierfür war, dass die Biokampagne in Rain bis Anfang Oktober lief. Da mehr als ein Drittel aller Biorüben in Franken angebaut werden, wird während der Biokampagne die gesamte Transportlogistik von Ochsenfurt für die Biorüben benötigt.

Nach derzeitiger Planung wird das Kampagneende in den einzelnen Werken zwischen Anfang Januar bis Anfang Februar liegen. Dabei wird voraussichtlich Offenau als erster Standort die Verarbeitung beenden und Wabern sowie Zeitz am längsten arbeiten.

Jenseits der Grenzen

Wie sieht es an den anderen Standorten der Zucker Division aus? Auch außerhalb von Deutschland war das Anbaujahr von Wetterextremen gekennzeichnet: Späte Saat unter feuchten Bedingungen mit anschließender Trockenheit. Die ausgiebigen Niederschläge Ende Juli sowie im August wurden weitgehend durch den Spätsommer wieder aufgezehrt. Diese Wetterbedingungen spiegeln sich auch dort in überdurchschnittlichen Ertragserwartungen aber zum Teil deutlich unterdurchschnittlichen Zuckergehalten wider. Die Kampagne startete bei Südzucker Polska bereits am 5. September und wird in einigen Werken auch bis in den Februar dauern.


Dr. Gerald Corell, Südzucker AG, Division Zucker