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Agritechnica – Treffpunkt auch der Landtechnik-Experten. Hier: Imposante Einblicke unter der Köpf-Rode-Gruppe beim HOLMER TERRA DOS T4-30/40. FOTO: Ziegler
„Green Productivity“
AGRITECHNICA 2023
Leistungssteigerung in „grün“

Agritechnica – Treffpunkt auch der Landtechnik-Experten. Hier: Imposante Einblicke unter der Köpf-Rode-Gruppe beim HOLMER TERRA DOS T4-30/40. FOTO: Ziegler
„Green Productivity“
AGRITECHNICA 2023
Leistungssteigerung in „grün“
Von Dr. Klaus Ziegler, Verband Fränkischer Zuckerrübenbauer e.V.
Die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) veranstaltet seit 135 Jahren Fachausstellungen in der Land- und Ernährungswirtschaft. Der internationale Charakter reift intensiv seit 1985, als die erste AGRITECHNICA getrennt von der „Euro-Tier“ über die Bühne ging. Corona-Pandemie und der aktuelle Ukraine-Krieg haben in den letzten vier Jahren zwar den gewohnten, zwei-jährigen Rhythmus dieser „Landtechnik-Weltleitmesse Nr. 1“ durcheinander-gebracht. Vom 12. bis 18. November 2023 steht nun aber die 15. Auflage der AGRITECHNICA in Hannover wieder mit beeindruckenden Dimensionen an. Zwei Exklusiv-Tage am 12. und 13. November dürften sich wie in den Vorjahren zu Publikumsmagneten bei Hersteller-Gästen und DLG-Mitgliedern entwickeln. Es werden über 2.600 Aussteller erwartet, davon fast zwei Drittel aus dem Ausland. Die Ausstellungsfläche von 40 ha und 24 Hallen ist ausgebucht und will „erlaufen“ werden.
„Green Productivity – inspiration and solutions“ heißt diesmal das Leitmotiv; seiner weltweiten Leitfunktion wird die Veranstaltung wohl wieder gerecht. Nicht nur das DLG-Organisationsteam ist sich mit den langjährigen Ausstellern darüber einig, dass es in Zukunft gilt, mit weniger Einsatz und geringerer Intensität von Betriebsmitteln eine steigende Produktivität zu ermöglichen und dabei Umwelt und Natur zu schützen. Umso wichtiger sind Inspirationen und Lösungen durch technischen und fachlichen Fortschritt. Die AGRITECHNICA zeigt Ideen, die eine Green Productivity auf den Betrieben Realität werden lässt. Technologien, die ein höheres Maß an Automatisierung und Vernetzung ermöglichen, stehen dabei im Mittelpunkt.
Megatrend Automatisierung
Die Steigerung von Produktivität und Effizienz ist nur durch eine nachhaltige Nutzung der Maschinen und Ackerflächen möglich. Fahrerassistenz- und Maschinenoptimierungssysteme, Precision-Farming oder autonome Antriebskonzepte helfen dabei. Smarte Roboter sollen in Zukunft bodenschonender und energieeffizienter Feldarbeiten erledigen und schaffen so Freiräume für andere Tätigkeiten.
Neue Kommunikations- und Informationstechnologien
Controlled traffic farming: Was die Umsetzung automatisierter und vernetzter Maschinenfunktionen in der Praxis betrifft, besteht die Herausforderung darin, moderne Kommunikations- und Informationstechnologien bereitzustellen.
Neue Antriebskonzepte: Elektromobilität auf dem Vormarsch
Die Motorenhersteller bieten robuste und zugleich intelligente Technik, die auf die vielseitigen und individuellen Anforderungen des Off-Highway-Marktes zugeschnitten ist. Maßgeschneiderte Elektromotor- oder Hybridlösungen können bereits in einer Vielzahl von Off-Highway-Anwendungen überzeugen. Zunehmend nutzen Landwirte ihren selbst produzierten Strom.
Startups: Innovationstreiber
Insbesondere im Bereich Künstliche Intelligenz (KI) spielen kleine Firmen als Kooperationspartner eine immer größere Rolle. Im Gegenzug für ihr Know-how profitieren die Startups von den Netzwerken der Maschinenbauer und deren Kompetenz in Vertrieb und Service.
Die AGRITECHNICA wird dabei wieder kaum Wünsche offenlassen. Als wichtigstes Zukunftsforum der Agrarbranche wird nicht nur eine beeindruckende Ausstellung geboten, sondern das Ganze auch mit hochkarätigen Kongressen, Workshops und Foren aufgewertet.
Am International Farmers‘ Day (14. November 2023) gibt es zum zweiten Mal eine Plattform, auf der sich Stakeholder aus den weltweiten Agrarregionen fachlich austauschen und vernetzen können. Dieses Jahr im Fokus stehen die Agrarnationen Polen und Frankreich.
Der Jugend wird eine Plattform für Beruf und Karriere, Wissenschaft und Forschung geboten – Campus & Career. Am Young Farmers’ Day (16. November 2023) dreht sich im zwanzigsten Jahr dieser Veranstaltungsreihe alles um den Nachwuchs. Ein spannendes, kreatives Programm und viele Aussteller haben ihre Angebote an diesem Tag speziell auf junge Leute ausgerichtet. Das Highlight an diesem Tag wird wieder die Young Farmers Party ab 20:00 Uhr in der benachbarten ZAG Arena sein. Interessentinnen und Interessenten sollten sich rechtzeitig online Karten sichern!
Die assoziierte Spezialmesse für Systeme, Module, Komponenten und Zubehör für Landtechnik und verwandte Industrien („Systems & Components“) komplettiert die AGRITECHNICA 2023. Immerhin rund 750 Unternehmen aus aller Welt präsentieren sich für diesen Bereich in den Hallen 15 bis 17. Erstmals wirbt die Zulieferindustrie mit demselben, gemeinsamen Leitthema, aber eigenem Innovationswettbewerb um Aufmerksamkeit. Systeme und Komponenten spielen eine Schlüsselrolle bei der Entwicklung innovativer Landtechnik; sie sind das Herzstück moderner Landmaschinen. Mit der „SYSTEMS & COMPONENTS Trophy – Engineers’ Choice“ werden Systeme oder Komponenten mit einem neuen oder deutlich verbesserten Konzept ausgezeichnet, die wesentlich zur Entwicklung und Realisation von Produkten beitragen können … und das zusätzlich zum gängigen AGRITECHNICA Innovation Award.
Interessant für (junge) Praktikerinnen und Praktiker dürfte wieder die „Werkstatt Live“ in Halle 2 sein, wo bei klassischen Servicearbeiten ein noch intensiverer Blick auf/in Maschinen entsteht, Gespräche mit dem Werkstatt-Team inklusive.
Michael Gruber, Technik-Leiter Zuckerrübe bei ROPA (rechts im Bild), erklärt den Fachbesuchern die Neuheiten, hier am Flagschiff TIGER 6S, dem Köpfrodebunker von ROPA. FOTO: Ziegler
Drive Experience
(Hinter Halle 27) Wie ist es möglich, die Energieeffizienz zu steigern, CO2 einzusparen und Diesel abzulösen? Regenerative Energieträger und regenerativ (selbst) erzeugter Strom sind Lösungsansätze in diese Richtung. Mit „Drive Experience“ haben alle Besucherinnen und Besucher nach Voranmeldung die Chance, Landtechnik mit alternativen Antriebssystemen außerhalb des fossilen Diesels praktisch auf einem Rundkurs selbst auszuprobieren.
„Nirgendwo liegen Innovationen näher“
Dieser Slogan gilt insbesondere für die AGRITECHNICA. Immerhin 251 Neuheiten-Anmeldungen hatte eine von der DLG eingesetzte neutrale Experten-Kommission im Vorfeld zu bewerten, von denen 218 zugelassen wurden. Wie bei der letzten Veranstaltung 2019 wurden die Gewinner des „Innovation Award AGRITECHNICA 2023“ bereits Ende September veröffentlicht. Eine Gold- und 17 Silbermedaillen wurden nach strengen Prämierungskriterien vergeben. Die Preisverleihung findet am ersten Exklusivtag während der Messe bzw. für die Goldmedaille im Rahmen des Max-Eyth-Abend am zweiten Tag statt. Der Trend zur weiteren Automatisierung von Prozessen, verbunden mit intelligenten Datenmanagement-Systemen zur Optimierung der Regelung und Steuerung von Maschinen, Logistik, Dokumentation, Qualitätssicherung und Rückverfolgbarkeit, schreitet in der Landwirtschaft ungebrochen voran. Bei Maschinen werden weiter immer mehr Fahrerassistenz-Systeme angeboten, die die komplexe Bedienung erleichtern, beziehungsweise (teil-)autonome Steuerung der Maschinen gewährleisten.
Bei den Zielen von Neu- und Weiterentwicklungen, die bei der DLG-Neuheiten-Kommission eine besondere Wertschätzung fanden, steht das Thema Arbeitsentlastung besonders im Blickpunkt. Dank innovativer Lösungen reduzieren sich stundenlange, monotone und damit für den Fahrer sehr ermüdende Arbeiten immer weiter bzw. werden von der Technik übernommen. Auch die deutschen Erntetechnik-Hersteller für Zuckerrüben und der Hackmaschinen-Bereich können dabei punkten.
Die „Effizienz/Intelligenz“ der gezeigten Maschinen, Geräte sowie Komponenten wird wieder beeindruckend sein. Einige Schlaglichter (ohne Anspruch auf Vollständigkeit) rund um die Rübe sollen hier dargestellt werden:
HOLMER exxact rodet leicht und smart
(Halle 25, Stand C26) HOLMER feierte 2019 sein 50-jähriges Firmenjubiläum - gemeinsam mit der Eigentümer-Familie Ballu wurde 2018 auf dem neuen Firmengelände in Schierling (14 ha im dortigen Gewerbegebiet) das neue Logistikzentrum mit einem Ersatzteil-Lager für ca. 40.000 Artikel und 40 Mitarbeitern bezogen. Fernziel ist, Produktion, Entwicklung, Verwaltung, das Lager sowie Endabnahme und Schulungszentrum an diesem verkehrstechnisch günstigen Standort zusammenzuziehen.
‚Effizienz durch Schlagkraft’, ‚Wirtschaftlichkeit trifft (Fahrer-)Komfort’ oder ‚Eintritt in neue Dimensionen’ sind Slogans für ihre Maschinenpalette um Rodetechnik, Reinigungslader und Trägerfahrzeugen.
Das einzigartige HOLMER EasyLift-System (automatische Einzelreihentiefenführung der Schare) garantiert beste Rodeergebnisse, der systematische Leichtbau steht für unerreichte Bodenschonung, das neue Fahrwerkskonzept mit integriertem Hangsensor sorgt für Stabilität in allen Lagen und das intelligente HOLMER EcoPower kombiniert beste Leistung mit geringstem Spritverbrauch.
Weiter geht es bei der Siebsternreinigung: Adaptive Reinigung plus. Beim Anroden oder am Ende einer Reihe sind oft wenig Rüben in der Reinigung. Dadurch erhöht sich der Kontakt jeder einzelnen Rübe mit den Maschinenbauteilen. Eine höhere Geschwindigkeit der Reinigung, wie sie in der Reihe sinnvoll ist, um große Erntemengen zu transportieren, führt hier zu vermehrten Verletzungen und Rübenbruch. Um dies zu vermeiden, passt sich die Geschwindigkeit der HOLMER-Reinigung nicht nur automatisch an den Druck an, sondern auch an die Fahrgeschwindigkeit des TERRA DOS.

Von Dr. Klaus Ziegler, Verband Fränkischer Zuckerrübenbauer e.V.

Besuch der Messe
Insgesamt sollten Sie als Zuckerrübenanbauerin oder -anbauer die (Einzelkorn-)Sätechnik und die Bodenbearbeitung im Blick behalten. Öffentliche Wahrnehmung, Politik, Klimawandel und restriktive Auflagen rücken auch diese Technik immer mehr in den Fokus: Treffler Maschinenbau, Agronomic, Carre, Bednar, Einböck, Hatzenbichler, Garford, K.U.L.T. Kress, Feldroboter wie Naio Technologies … um noch einige für ihre „To-Do-Liste“ in den Hallen 11 und 21 zu nennen. Bitte ebenso einplanen: Zuckerrüben-Erntetechnik bieten auch ausländische Hersteller wie VERVAET (NL) im Selbstfahrer-Bereich in Halle 25 oder HARMAK (TR) im gezogenen Bereich in Halle 27; ein Vergleich lohnt sich immer!
Alles in allem sollten Sie schon vorweg einen groben „Ablaufplan“ ihres individuellen AGRITECHNICA-Besuches (www.agritechnica.com) erstellen, um diese erfolgreich zu erobern. Während der Messe wird auch eine Besucher-App für Smartphones zur Verfügung stehen.
… aber: Nehmen Sie sich (genügend) Zeit für Infos und Gespräche sowie gute Schuhe für die langen Wege mit!
Nicht nur für diejenigen, die im November verhindert sein sollten, werden wir in der dzz-Dezember-Ausgabe einige „Blitzlichter“ zu dieser Mega-Veranstaltung der globalen Landtechnik darstellen und kommentieren.

Basis für die Abfuhrlogistik auf dem Feld ist ihr Trägerfahrzeug Terra Variant, das in zwei Leistungsklassen flexibel einsetzbar zur Verfügung steht.
ROPA rodet Rüben und Knollen
(Halle 25, Stand G13) Eine praxisbezogene und traditionell verlässliche Firmenphilosophie kennzeichnen Denkweise und Maschinen der Familie Paintner mit ihrem ROPA-Team. Was vor 50 Jahren in einer Hofschmiede begann, ist mittlerweile harmonisch imposant gewachsen und signalgelb weltweit auf Rüben- und Kartoffel-Feldern unterwegs. ROPA bezeichnet sich als Weltmarktführer in der Zuckerrübenerntetechnik und unterstreicht dies mit den Spitzenmodellen „TIGER 6S“, „PANTHER 2S“ und „MAUS 6“ an vielen neuen Detailverbesserungen bis hin zum äußeren Erscheinungsbild. Der Verkauf ihrer hochwertigen Technik bei Rüben- und Kartoffel-Ernte und im Biomasselogistik-Bereich ist stets gekoppelt mit einem professionellen Service – und das auch noch rund um die Uhr weltweit. Fahrer- und Monteurschulungen mit Fernüberwachung (Telematik) bringen die Stärken ihrer hochkomplexen Technik noch besser „auf den Acker“. In der Gestaltung und ergonomischen Anordnung der Maschinenkabinen merkt sogar der Laie den intensiven Kontakt ihrer Maschinenbauer und Konstrukteure mit den Fahrern in der Praxis.
Der TIGER 6S bringt diese Firmenphilosophie intensiv zum Ausdruck, vereint er doch technische Innovation, Digitalisierung, Vernetzung und modernes Design zu einem überzeugenden Gesamtkonzept – mittlerweile sind auch PANTHER und MAUS entsprechend angepasst.
Besonders die Kameras am Roder-Kabinendach und am Entladeband lassen ein Monitoring bezüglich Verunkrautung, Krankheiten oder faulige Rüben) des Rübenbestandes vor und nach der Ernte mit Hilfe ihrer selbst entwickelten R-Connect-Software zu. Viele Sensordaten und Messwerte erhalten durch die zusätzliche Bilddokumentation eine deutlich höhere Aussagekraft.
Bei der Agritechnica selbst wird sicherlich wieder die persönliche Kontakt-Aufnahme und -Pflege in traditionell gemütlicher (Wiesn-)Atmosphäre im Vordergrund stehen – Fach-Gespräche mit Experten und (Senior-)Chefs inklusive!
GRIMME sichert Erfolg ab
(Halle 25, Stand F10) Rund um den Erdball beschäftigt das 1861 gegründete Familienunternehmen GRIMME über 2.700 Mitarbeiter. Aus dem Kartoffelbereich kommend stieg das Unternehmen 2003 in die Zuckerrübentechnik mit Sä- und Erntemaschinen ein. 2013 kam der Bereich Gemüse, neben den hochproduktiven Tochterfirmen im Sieb-Förder- und Polyurethan-Technik-Bereich. Nach dem Wachstumsmarathon der letzten Jahre macht GRIMME – wie die meisten Firmen der Branche – derzeit eine gewisse Stabilisierung besonders im Rübenbereich durch. Der Bau des MAXTRON-Exklusiv-Roders mit Bandlaufwerk und ausschließlicher Walzenreinigung wurde nach 20 Jahren eingestellt. Der Fokus liegt nun auf der REXOR-Baureihe mit kombinierter Walzen- (in der Aufnahme) und Siebstern-Reinigung in zwei- und drei-achsiger Radfahrwerk-Ausführung. Was nicht fehlen darf, ist die Telemetrie-Einheit mit Anbindung ans eigene Endkundenportal.
Der unternehmerische Pioniergeist der Familie GRIMME und die breite Produktpalette stehen ungebrochen auf hohem Niveau. Detailverbesserungen hinsichtlich Leichtbauweise, Rübenschonung und Automatisierung sollen den Abstand zu den Mitkonkurrenten bei den Rüben ausmachen.
„Speedtronic-Cruise“ ist beispielsweise eine solche Neuheit; mit diesem vielsagenden Namen wird eine weitgehend vollautomatische Regelung der Rodegeschwindigkeit beschrieben. Der innovative Charakter besteht darin, dass auf Basis der Auslastung der Reinigungs- und Transportstrecke und ohne manuelles Eingreifen des Fahrers die Rodegeschwindigkeit angepasst wird – vergleichbar mit einem Tempomat mit Abstandsüberwachung im Straßenverkehr. Der Fahrer hat die Möglichkeit, einen minimalen und maximalen Wert jeder Baugruppe innerhalb der Reinigungs- und Transportstrecke vorzugeben. Die Rodegeschwindigkeit wird so lange erhöht oder verringert, bis die erste Baugruppe den minimalen oder maximalen Wert erreicht. Außerdem hat der Fahrer die Möglichkeit, ein „Speed-Maximum“ vorzugeben, um z.B. auf Verschleiß oder Rodequalität Einfluss zu nehmen. Somit kann die Leistungsfähigkeit in Bezug auf Produktschonung, Abreinigung und Flächenleistung besser ausgenutzt werden.
In ähnlicher Richtung ist seit 2019 HOLMER mit seiner „Adaptiven Reinigung plus“ im TERRA DOS unterwegs!
Pause und Reflektion müssen zwischendurch auch mal sein: hier auf einer AMAZONE-SCHMOTZER-Maschinenhacke! FOTO: Ziegler
Neue Trends: Band- und Flächenspritzung, SpotSpraying, Robotix
Durch neue Ansätze bei Band- und punktgenauer Spritzung (SpotSpraying, oft auch Smart-Spraying genannt) können chemische Aufwandmengen beim Pflanzenschutz enorm gesenkt werden; das kommt dem gesellschaftlichen und politischen Druck entgegen. Fast alle großen Spritzen-Hersteller wie AMAZONE, DAMMANN, HORSCH-LEEB und auch AGRIFAC bieten Anhängespritzen und Selbstfahrer an, die für die Reihenbehandlung aufzurüsten sind. Ein Wechsel zwischen Flächen- und Bandbehandlung oder letztendlich zur Punktbehandlung erhöht die Flexibilität und orientiert sich an Einsatzbedingungen und Unkrautbesatz. Dieser basiert entweder auf Applikationskarten aus Drohnen-Überfliegungen (u.a. „geo-konzept“ kann dies bieten) oder direkt am Gerät durch hochauflösende Kameras. Pionierarbeit hat auf diesem Gebiet das Schweizer Unternehmen ecorobotix SA mit der Entwicklung der hochpräzisen Feldspritze ARA geleistet. Bei der selektiven Einzelpflanzenbehandlung ist sogar künstliche Intelligenz (KI) in der (Software-)Anwendung. Beim letzten Schritt zur Vollautomation experimentiert auch der dänische Hersteller FARMDROID bei seinem Sä- und Hackroboter mit SpotSpraying, um auch eine Alternative im klassischen Zuckerrübenanbau zu bieten.
Allein für diese Thematik sollten die Hallen 8 und 9 besucht werden, die ebenso Hersteller der nötigen Düsentechnik nutzen. Dort können Sie aber auch beim Jung-Unternehmen AgXeed vorbeischauen, das einen praxistauglichen autonomen Feldroboter (AgBot) mit unterschiedlichsten Anbaugeräten entwickelt hat – nicht umsonst engagieren sich die Firmen CLAAS und geokonzept in Kooperation.
Renaissance mechanischer Verfahren der „Beikraut- Regulierung“ geht weiter
Die großen Bodenbearbeitungsspezialisten haben mittlerweile die Hackmaschinen-Technik in ihr Portfolio integriert – sei es durch Eigenentwicklung (z. B. HORSCH) oder durch Übernahmen:
- 2018 übernimmt LEMKEN den niederländischen Hackspezialisten STEKETEE
- 2019 kauft AMAZONE die SCHMOTZER Hacktechnik
- 2023 übernehmen VÄDERSTAD (Halle 12 Stand C41) den Hackbereich des dänischen Herstellers THYREGOD und KVERNELAND (mit dem Mutterkonzern KUBOTA) die Hack- und Striegel-Technik von PHENIX AGROSYSTEM aus Frankreich (Halle 5 Stand B38)
Zwei Bodenbearbeitungs-Firmen etwas näher betrachtet:
AMAZONE-SCHMOTZER
(Halle 9, Stand C30) Der Spezialist für Sä-, Dünge-, Pflanzenschutz-Technik und vor allem Bodenbearbeitung konnte 2019 mit der Übernahme der SCHMOTZER Hacktechnik seine Kompetenz im Bereich der mechanischen Unkrautbekämpfung verstärken. Schließlich gilt der mittelfränkische Hersteller als Erfinder der „Hacke“ – und das schon vor gut 100 Jahren. Vibrofeder- und Parallelogramm-Aufhängung der Werkzeuge gehören nach wie vor zur Grundausstattung, die durch spezielle Kameratechnik weiter automatisiert ist. Informationen über Projekte wie „Controlled Row Farming“ (Einheitliche Reihenweite für Ackerkulturen) oder zum autonomen Einsatz von Anbaugeräten im Feld lohnen den Besuch in Halle 9!
LEMKEN-STEKETEE in blau
(Halle 11, Stand A43) Der renomierte Bodenbearbeitungshersteller LEMKEN übernahm schon 2018 den niederländischen Hackspezialisten STEKETEE, um nicht den wachsenden Markt der mechanischen Unkrautbekämpfung zu verpassen. Die neue Kamerasteuerung mit verbesserter Pflanzenerkennung wurde bereits von LEMKEN entwickelt. Dieses „iQblue Vision Kamerasystem“ bietet zum ersten Mal die Möglichkeit, die Kamerasteuerung einer Hackmaschine in ein ISOBUS-System zu integrieren. Ein weiterer innovativer Aspekt ist die Installation von Maschinenupdates per Telemetrie, eine schnelle und effektive Fernwartung und Fehlerbehebung inklusive.
„Speedtronic-Cruise“ - Neuheit beim GRIMME REXOR 6200/6300: Vollautomatische Regelung der Rodegeschwindigkeit auf Basis der Auslastung der Reinigungs- und Transportaggregate. Somit kann die Leistungsfähigkeit in Bezug auf Produktschonung, Abreinigung und Flächenleistung besser ausgenutzt werden, ohne den Fahrer zusätzlich zu belasten. Werkfotos (2): GRIMME