Anbau
Ackerbohnen – Start in ein neues Geschäftsfeld der Südzucker-Gruppe. FOTO: Nagel
Projekt Ackerbohnen
Erfahrungen aus dem Anbaujahr 2023
in den Regionen Wetterau und Kassel

Ackerbohnen – Start in ein neues Geschäftsfeld der Südzucker-Gruppe. FOTO: Nagel
Projekt Ackerbohnen
Erfahrungen aus dem Anbaujahr 2023
in den Regionen Wetterau und Kassel
na/mma – Im Rahmen der Konzernstrategie 2026 PLUS wird die Südzucker-Gruppe ihr bestehendes Proteinportfolio unter dem Motto „Get the Power of plants“ erweitern. Aufgrund von Ernährungstrends steigt insbesondere die Nachfrage nach pflanzlichen Proteinen. Der Einstieg in ein neues Geschäftsfeld im Rahmen der Südzucker Strategie passt in das Konzept der Diversifizierung des Unternehmens. Zusammen mit der Tochterfirma Beneo soll so zukünftig eine stabile Produktion für einen wachsenden Markt geschaffen werden.
Proteinstrategie
Ziel ist es, aus regional angebauten Ackerbohnen Proteine für Weiterverarbeitung in der Nahrungs- und Futtermittelbranche zu gewinnen. Hierzu soll der Anbau von Ackerbohnen etabliert und schrittweise bis 2028 deutlich ausgeweitet werden. Zur Verarbeitung wird hierzu aktuell eine eigene Produktionsanlage zur Herstellung von Proteinkonzentrat am Standort Offstein (Rheinland-Pfalz) errichtet. Auch weitere proteinreiche Leguminosen werden aktuell schon auf ihre mögliche Nutzung getestet, um die Vielfalt im Anbau zu erweitern.
Bis zur Fertigstellung der neuen Produktionsanlage in Offstein werden die Ackerbohnen zunächst in bereits bestehenden Anlagen im Lohn verarbeitet. So können Kunden bereits jetzt die Produkte aus der Verarbeitung der Ackerbohnen beziehen.
Testanbau 2023
Durch die Ansprüche an Temperatur und Wasserversorgung sind die Anbaugebiete der Ackerbohne bereits von vorne herein begrenzt. Die natürlichen Standortbedingungen für den Ackerbohnenanbau sind in den Regionen Wetterau und Kassel durch die in der Regel gute Wasserversorgung zum Zeitpunkt der Blüte besonders geeignet. Aus diesem Grund hat das Unternehmen Südzucker zunächst mit den Landwirten in diesen Anbauregionen Gespräche geführt und Flächen für den Testanbau in 2023 unter Vertrag genommen. Neben Neueinsteigern sind auch bereits erfahrene Ackerbohnenanbauer in den beiden Verbandsregionen mit dabei. Die regionalen Zuckerrübenanbauerverbände begleiten und gestalten die Entwicklung im Proteinbereich aktiv mit. In den kommenden Jahren soll die Ackerbohnenfläche schrittweise bis auf mehrere Tausend Hektar ausgedehnt werden.
Logistik und Saatgutbestellungen
Bereits für den Testanbau für 2023 konnten in den beiden Verbandsgebieten Kassel und Wetterau mehrere hundert Hektar kontrahiert werden. Für eine reibungslose Abnahme sorgen Erfasserpunkte beim Landhandel in den Regionen, die das Erntegut aufnehmen. Diese sind über Mittel- und Nordhessen verteilt. Für den Transport zu den Erfasserpunkten ist der Anbauer verantwortlich. An den Erfasserpunkten werden die Ackerbohnen nach der Ernte gereinigt, nach Notwendigkeit getrocknet und gelagert. Mit der Anbauausdehnung werden auch zukünftig noch weitere Erfasserpunkte dazu kommen, um den Anbau über die Verbandsgebiete hinweg möglich zu machen und weite Transportwege zu vermeiden. Von den Erfasserpunkten werden die Ackerbohnen zukünftig nach und nach in das Verarbeitungswerk nach Offstein gefahren, die Verarbeitungszeit ist dabei nicht auf wenige Monate begrenzt wie bei der Zuckerrübe und die Anfuhr soll über das Jahr hinweg erfolgen. Aufgrund der Anforderungen in der Verarbeitung für die Lebensmittelindustrie, ist eine Vorgabe der Sortenwahl durch das Unternehmen notwendig. Über das Rohstoffportal bestellt der Anbauer wie auch bei den Zuckerrüben das Saatgut bei Südzucker. So wird in enger Abstimmung mit dem Züchter und dem Handelspartner sichergestellt, dass die Sorte Tiffany mit niedrigen Vicin- und Convicingehalten allen Anbauern zur Verfügung steht.
Mit großem Interesse wurden die Ackerbohnenbestände Anfang Juni auf den Betrieben besichtigt. FOTO: Mayer
Aussaat 2023
Ende Februar starteten Anbauer mit der Aussaat der Ackerbohnen für den Testanbau. Mit den Niederschlägen im Februar und vor allem im März zog sich jedoch auch hier die Aussaat je nach Region und Bodenverhältnissen weit auseinander. Zuletzt wurden auch bis zum Monatswechsel April/Mai noch Ackerbohnen in den Boden gebracht, da Flächen zuvor nicht bearbeitet und bestellt werden konnten.
Überwiegend wurden Aussaatstärken von 45 – 50 keimfähigen Körnern/m² angestrebt und idealerweise mit der im Betrieb vorhandenen Technik ausgesät. Standarddrillmaschinen mit mechanischer Saatgutzuführung zeigten hierbei Grenzen besonders bei hohen Tausendkorngewichten des Saatgutes. Drillmaschinen mit zentraler Saatgutdosierung und pneumatischer Verteilung scheinen tendenziell besser geeignet. Ebenfalls wurden gute Erfahrungen mit Direktsaattechnik oder speziellen Einzelkorngeräten gemacht. Wichtig für die Aussaat ist eine ausreichende Ablagetiefe und die Schartechnik. Mit üblicher Standardtechnik war es teilweise nicht gelungen, die Bohnen ausreichend tief abzulegen.
Aber trotz des schwierigen Frühjahrs, mit oftmals nur engen Saatzeitfenstern, zeigten sich durch die feuchten Bodenbedingungen allgemein gute Feldaufgänge. Danach verlief aufgrund ausbleibender Niederschläge die Entwicklung der Pflanzen oft sehr langsam und zögerlich. Ein entscheidendes Kriterium ist die Wasserversorgung in der Blühphase, hier besteht ein hoher Bedarf. Bei Spätsaaten fiel dieser Zeitraum dann oft in eine Trockenperiode des Frühsommers mit entsprechendem Einfluss auf Blütenbildung, Hülsenansatz und Kornanlagen. Regional wurden die Ackerbohnenbestände auch aufgrund von Unwetterereignissen geschädigt, beispielweise durch Stängelknicken.
Benötigter Pflanzenschutz
Der Pflanzenschutzaufwand konnte in vielen Betrieben in der Summe überschaubar gehalten werden. Überwiegend erfolgte chemische Unkrautbekämpfung mit Herbiziden direkt nach der Saat. Aufgrund der feuchten Bedingungen ergaben sich hier überwiegend gute Wirkungsgrade. Die Bohne eignet sich auch gut für mechanische Maßnahmen wie Hacken oder Striegeln, allerdings war 2023 kein günstiges Jahr, da in der entscheidenden Phase oft keine idealen Bedingungen auf den Flächen herrschten. Ein positiver Aspekt konnte sich mit Blick auf die Feldhygiene ergeben. Eine Vielzahl an Betrieben berichteten auch von der Sommerkultur Bohne als positives Element in der Fruchtfolge auf Problemflächen mit Ungräsern.
Zum Auftreten von Schädlingen sind besonders der Blattrandkäfer und die Schwarze Bohnenlaus zu nennen. Läusebefall trat bereits deutlich vor dem Erscheinen der ersten Blüte auf. Entsprechende zugelassene Insektizide standen zur Verfügung und zeigten gute Wirkungen. Lochfraß durch Ackerbohnenkäfer lässt sich durch den Anbauer praktisch nicht beeinflussen und zeigte sich letztendlich erst im Erntegut. Jedoch war dieses im Anbaujahr 2023 weniger betroffen als noch im vorangegangenen Anbaujahr.
Fungizide kamen auf allen Flächen nicht zum Einsatz, da Befall mit Botrytis, Rost, Falschem Mehltau oder Brennfleckenkrankheit sehr unterschiedlich auftrat.
Ackerbohnenfeldtage informieren Anbauer
Im Vorfeld zur Ernte 2023 fand auf einigen Betrieben der Verbandsgebiete ein Austausch rund um das Thema Ackerbohne mit der Südzucker, den Verbänden, Handelspartner und der Offizialberatung statt. Hier wurden von Aussaat über Bestandesführung bis zum Vertragsanbau unterschiedliche Themen angesprochen, diskutiert und ausgetauscht. Besonders zum Austausch von Erfahrungen zeigte sich eine rege Teilnahme der Anbauer. Dabei stehen auch für den Bereich Ackerbohnen den Anbauern regionale Betreuer des Südzuckerrohstoffservice zur Verfügung. Auch für die kommenden Jahre soll dieser intensive Austausch über Feldtage beibehalten und weiter ausgebaut werden.
Der Drusch von Ackerbohnen - Bei unkrautfreien Beständen technisch kein Problem. FOTO: Nagel
Die Ernte
Die Ernte der Bohnenbestände zog sich über die verschiedenen Naturräume auch wegen des regenreichen Sommers über einen langen Zeitraum bis in den September hinein. Daher liegen auch die Ernteergebnisse noch nicht vollständig vor. Erkennbar ist, dass die Erträge eine breite Streuung aufweisen. Betriebe berichten Zahlen von 1,8 bis 5 t/ha trockene Ware.
Immer wieder zeigte sich, wie wichtig eine gute Wasserversorgung während der Blüte war. Zur Ernte gab es von Südzucker konkrete Hinweise und Tipps zur Druschtechnik, die dann auch für die meisten Betriebe technisch kein Problem darstellte. Wichtig ist besonders die Vermeidung von Ernte-Verlusten durch schonende Mähdreschereinstellung. Vor allem Schneidwerksverluste beeinflussen das Ergebnis.
Fazit
Im Fazit war das Anbaujahr 2023 durch enge Saatzeitfenster, vielfach späte Aussaat und Trockenphasen im Mai und Juni kein optimales Jahr für einen idealen Ackerbohnenanbau. Die gesammelten Erfahrungen waren vor allem für Neueinsteiger wichtig, um die Bohne zu einer beständigen Kultur im Betrieb zu entwickeln.
Es hat sich auch gezeigt, dass die Ackerbohne im Versuchswesen noch deutlich intensiver betrachtet werden sollte. Zukünftig ist vorgesehen, eigene Versuchsfragen in Exaktversuchen zu klären. Hier stehen vor allem praktische Fragen zur Anbautechnik und Bestandesführung im Blickpunkt. Der Austausch und die Zusammenarbeit mit der Offizialberatung ist hierbei eine wichtige Stütze.
Die Kontrahierung für den Anbau 2024 konnte mit dem Erreichen der gewünschten Anbaufläche von rund 5.000 ha erfolgreich abgeschlossen und die Grundlage für die Weiterentwicklung der Proteininitiative gesichert werden.

Marie-Christin Mayer, Geschäftsführerin des Verbandes Wetterauer Zuckerrübenanbauer
