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Was leisten CR+ Sorten in den süddeutschen Starkbefallsgebieten?

Neue Sortengeneration für ein verbessertes Cercospora-Management

Ergebnisse aus dreijährigen Versuchen 2020 bis 2022

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Was leisten CR+ Sorten in den süddeutschen Starkbefallsgebieten?

Neue Sortengeneration für ein verbessertes Cercospora-Management

Ergebnisse aus dreijährigen Versuchen 2020 bis 2022

Von Dr. Christine Kenter, Sebastian Adam, Gerald Wagner und Sophie Riebeling Die Bekämpfung der Cercospora-Blattfleckenkrankheit ist in den letzten Jahren zunehmend schwieriger geworden. Der Klimawandel begünstigt einen frühen Befall und eine schnelle Ausbreitung im Bestand. Gleichzeitig stehen immer weniger hoch wirksame Fungizidwirkstoffe zur Verfügung, bedingt durch Resistenzbildung des pilzlichen Erregers (Cercospora beticola) oder durch Wegfall der Zulassung. Hinzu kommt das politische Ziel, den Pflanzenschutzmitteleinsatz zu reduzieren. Daher wird die Sorte für das Cercospora-Management immer wichtiger.

Das Bundessortenamt hat 2021 die ersten Sorten einer neuen Generation zugelassen, die gegenüber bisher verfügbaren Sorten eine sehr stark verminderte Anfälligkeit für die Cercospora-Blattfleckenkrankheit bei vergleichbarem Ertragsniveau aufweisen (CR+ Sorten). Um die Leistung dieses neuen Sortentyps zu prüfen, haben das Institut für Zuckerrübenforschung, die regionalen Arbeitsgemeinschaften und KWS eine dreijährige Versuchsserie mit neun Versuchen in den süddeutschen Starkbefallsgebieten durchgeführt. Eine Standard- und eine CR+ Sorte wurden mit und ohne Fungizideinsatz geprüft. Je nach Stand der Zulassung wurden Fungizide aus unterschiedlichen Wirkstoffgruppen eingesetzt. 2020 und 2021 konnte noch Epoxiconazol genutzt werden; in zwei Jahren war auch die Anwendung von Kontaktfungiziden möglich (2020 Mancozeb, 2022 Kupfer). Der Einsatz erfolgte sortenspezifisch, d.h., wenn die jeweilige Sorte die summarische Bekämpfungsschwelle (BKS) erreicht hatte. Die BKS liegt bis 31. Juli bei 5 %, vom 1. bis 15. August bei 15 % und ab 15. August bei 45 % befallenen Blättern (Befallshäufigkeit), wobei der Befall aller Blattkrankheiten erfasst und summiert wird. In einer weiteren Variante wurde die CR+ Sorte zeitgleich mit der Standardsorte behandelt.

ABB.1: Befallshäufigkeit von Cercospora beticola ohne Fungizidbehandlung bei einer Standard- und einer CR+ Sorte in Steinweiler (Pfalz), 2021. GRAFIKEN: IfZ

Späterer Cercosporabefall bei neuem Sortentyp

Abbildung 1 zeigt am Beispiel des Standorts Steinweiler (Pfalz) 2021 den typischen Befallsverlauf der Cercospora-Blattfleckenkrankheit an beiden Sorten ohne Fungizid. Die Standardsorte erreichte am 26. Juli die BKS von 5 % Befall und am 23. August lag die Befallshäufigkeit bei 100 %, während die CR+ Sorte erst am 9. August erste Symptome zeigte und im gesamten Verlauf unter der BKS blieb. Das bestätigt, dass Cercospora-Blattflecken bei dem neuen Sortentyp wesentlich später auftreten als bei einer Standardsorte und sich im Bestand langsamer ausbreiten. Dieser Effekt zeigte sich in allen neun Versuchen (2020 - 2022). Im Ergebnis wurde die Standardsorte überall ein- bis dreimal gemäß Bekämpfungsschwellensystem mit Fungiziden behandelt (Tabelle). Die CR+ Sorte erreichte dagegen die BKS entweder deutlich später (14 bis 42 Tage) oder blieb im gesamten Verlauf darunter, so dass bei dieser Sorte nur in fünf Versuchen maximal eine Fungizidapplikation durchgeführt wurde. Gegenüber der Standardsorte konnte damit in allen Versuchen der Fungizideinsatz um eine bis drei Behandlungen reduziert werden. Trotzdem blieb die Befallsstärke bis zur Ernte auf wesentlich niedrigerem Niveau als bei der Standardsorte.

Für die fünf Versuche in Niederbayern, in denen beide Sorten die BKS erreichten, ist in Abbildung 2 der bereinigte Zuckerertrag (BZE) dargestellt. Die Ertragsreaktion der beiden Sorten spiegelt den unterschiedlichen Befallsverlauf der Cercospora-Blattfleckenkrankheit wider. Die Standardsorte erzielte in allen Versuchen nach Fungizidbehandlung einen um 2,7 bis 3,8 t höheren BZE als in der unbehandelten Variante. Vergleicht man den Ertrag beider Sorten ohne Fungizid, dann ergibt sich ein Ertragsvorteil der CR+ Sorte von 1,9 bis 3,0 t BZE.

ABB. 2: Bereinigter Zuckertrag einer Standard- und einer CR+ Sorte mit und ohne Fungizidbehandlung an zwei Standorten in Niederbayern 2020 bis 2022; unterschiedliche Buchstaben kennzeichnen signifikante Unterschiede zwischen den Varianten innerhalb eines Versuchs (t-Test, p = 0,05, n = 4)

Ertragswirkung der Fungizidbehandlung

Auch der Standort hatte einen Einfluss auf die Ertragsreaktion der beiden Sorten. In Schambach bewirkte die Fungizidbehandlung auch bei der CR+ Sorte einen signifikanten Ertragseffekt, der mit 1,2 bzw. 0,9 t pro Hektar allerdings nur halb so groß war wie bei der Standardsorte. In Makofen war ein vergleichbarer Effekt nur im Jahr 2022 erkennbar, während die Fungizidapplikation dort 2020 und 2021 keine Wirkung auf den BZE der CR+ Sorte hatte.

Diese Standortunterschiede traten 2020 und 2021 auf, wobei die Fungizide bei der CR+ Sorte jeweils zum gleichen Termin appliziert wurden (siehe Tabelle). Der Cercosporabefall der CR+ Sorte lag dabei an beiden Standorten auf vergleichbarem Niveau und hatte die BKS unmittelbar vor der Behandlung erreicht. Insbesondere 2020 waren vermutlich andere Blattkrankheiten als Cercospora-Blattflecken die Ursache des Standorteffekts.

Auffällig war, dass die CR+ Sorte beim Auftreten von Echtem Mehltau und Rübenrost stets deutlich stärker befallen wurde als die Standardsorte. Der Befall mit Mehltau setzte in Schambach 2020 bereits Anfang August und damit ca. drei Wochen früher ein und war stärker als in Makofen, was die signifikante Fungizidwirkung in Schambach erklärt.

Erfahrungen der regionalen Arbeitsgemeinschaften zeigen, dass die neueren Sorten der CR+ Genetik diese Anfälligkeit für Mehltau und Rost nicht mehr unbedingt zeigen und hier ein weiterer Zuchtfortschritt erreicht wurde.

Je früher sich Blattkrankheiten – insbesondere Cercospora-Blattflecken – in einem Bestand etablieren, desto höher ist der Einfluss auf Ertrag, Qualität und Zuckergehalt. Die Ergebnisse der Versuchsserie von 2020 bis 2022 zeigen, dass die CR+ Genetik sich gegenüber Standardsorten durch späteren Befallsbeginn, geringere Befallshäufigkeit und Befallsstärke auszeichnet und das bei vergleichbarer Ertragsleistung.

Mit einem wirksamen Fungizid kann auch eine blattgesunde Sorte älteren Typs vergleichbare Ergebnisse im BZE erzielen. Unter Starkbefall ausreichend wirksame Fungizide sind jedoch zurzeit nur im Rahmen von Notfallzulassungen nutzbar. Zum Zeitpunkt der Saatgutbestellung ist daher die Verfügbarkeit der Fungizide genauso wenig absehbar wie der Krankheitsdruck in der folgenden Vegetationsperiode. Die CR+ Sorten können daher wie eine Versicherung genutzt werden, die vor allem bei hohem Cercosporadruck rentabel ist.

Fazit

Beim Anbau einer CR+ Sorte besteht je nach Befallsdruck am Standort das Potential, die Anzahl der Fungizidapplikationen zu reduzieren. Vollständig befallsfrei bleibt der neue Sortentyp jedoch nicht und nach Erreichen der Bekämpfungsschwelle sollte auch hier eine Fungizidapplikation durchgeführt werden. Dies hat sich in der Mehrzahl der Versuche auch in anderen Regionen als ertragswirksam erwiesen. Neben der Ertragsabsicherung wird dadurch zusätzlich die Cercospora Inokulummenge, die auf Pflanzenresten auf dem Feld verbleibt, geringgehalten. Dies kann den Cercospora-Befallsdruck im nächsten Jahr und damit den Fungizideinsatz vermindern, was der Entstehung von Fungizidresistenzen vorbeugt. Darüber hinaus ist das Cercospora-Management entscheidend, um einer Anpassung des Erregers an den neuen Sortentyp vorzubeugen und diesen möglichst lange nutzen zu können. Es wurde aber auch deutlich, dass eine vorgezogene oder wiederholte Behandlung der CR+ Sorte mit Fungiziden entsprechend der Standardsorte nicht vorteilhaft für den BZE ist. Dieses Vorgehen entspricht auch nicht den Leitlinien des integrierten Pflanzenschutzes.

Weitere Krankheiten: Syndrome Basses Richesses (SBR)

In der Region Hessen-Pfalz spiegelte die Versuchsserie auch das Auftreten des Syndrome des basses richesses (SBR) in Zuckerrüben wieder. Hier gingen die Erträge in jedem Jahr zurück, denn der SBR-Druck nahm signifikant zu. Das äußerte sich auch in niedrigen Zuckergehalten und hat sich vor allem im dritten Jahr der Versuchsserie gezeigt. Vor diesem Hintergrund kann für Hessen-Pfalz der Anbau von Sorten ohne SBR-Toleranz nicht empfohlen werden. Außerhalb von SBR-Regionen bieten die Sorten der CR+ Genetik jedoch eine optimale Vorsorge gegen Cercospora im Sinne des integrierten Pflanzenschutzes.